Fortsetzung: Sie sind 16 und werde wählen gehen...
Im Januar besuchten sie das Europaparlament und erlebten kürzlich den Gemeinderat näher mit. Flankiert wurden alle Programmpunkte von Gesprächen vor Ort und Einführungen ins Grundverständnis der politischen Demokratie. Exklusiv kurz vor der Gemeinderatssitzung war die Gruppe Gast bei Oberbürgermeister Christian Specht im Sitzungsraum Swansea im Stadthaus N1.

„Ich finde es klasse, dass Sie heute hier sind, um den Gemeinderat kennenzulernen, und das Thema auch in den Schulen behandelt wird. Sie gehen hoffentlich wählen“, so der eindringliche Appell des Oberbürgermeisters, der sich die Schilderungen der Jugendlichen aus ihrem Stadtteil Neckarstadt-West, im Wesentlichen zu fehlenden Treffpunkten und Aufenthaltsmöglichkeiten für Jugendliche und zum Sicherheitsempfinden rund um den Neumarkt aufmerksam anhörte. „Die Neckarstadt ist in vielem nicht der perfekte Ort. Ich wollte hier meine Kinder nicht großziehen“, so formulierte eine junge Teilnehmerin ihre Kritik. 

Die Stadt investiere viel im Stadtteil, so Specht. Dabei zollte er dem Campusprojekt, das deshalb auch viel städtische Unterstützung erhalte, großes Lob. 
 Er streifte zudem kurz die Tagesordnung des Gemeinderats, vor allem die inzwischen getroffene Entscheidung zu den zukunftsweisenden Planungen der Wärmeversorgung in der Stadt.

Zwei Stunden zuvor hatte sich die Gruppe dort im Ratssaal hingesetzt, wo sonst die Stadträte sitzen. Zu Anfang gab es Infomaterialien: die Broschüren „Mitbestimmen in Mannheim“ oder das „Leitbild Mannheim 2030“ von Beate Klehr-Merkl, Abteilungsleiterin Strategische Steuerung und Ratsangelegenheiten im Fachbereich Demokratie und Strategie. Im Laufe des Gesprächs kam noch Umut Tanis vom Jugendbeirat dazu. Er verwies auf das Anhörungs-, Antrags- und Mitspracherecht des Beirats in allen Ausschüssen zu jugendpolitischen Themen sowie ein Stimmrecht im Jugendhilfeausschuss. Er ermunterte, politische Anliegen an den Jugendbeirat zu richten, damit sie nicht ungehört verhallten. 
 
 „Die Stimme erheben, nichts einfach nur über sich ergehen lassen, das ist mein Hauptanliegen“, betonte auch Jürgen Brecht, vom Fachbereich Jugendamt und Gesundheitsamt. Sein Beweis, warum es auf jede Stimme ankommt, war eindrücklich, dargestellt auf einem Balkendiagramm: die Entscheidungswege für den Brexit. Obwohl in England die große Mehrheit der Jugendlichen zwischen 18 und 24 gegen den Ausstieg aus der EU waren, brachten sie durch Nichtwählen nicht genug Stimme ein. Die große Wählerzahl der Altersgruppen 65 plus, machten das Rennen. „Die Alten haben entschieden“. 

Nichts ersetzt den Augenschein, unter dieser Überschrift kann das Programm der MentorInnen von Campus stehen. Nach dem Besuch des Europaparlaments und des Gemeinderats ist zumindest diese Gruppe der Jugendlichen mit realen Bildern aus dem politischen Leben, mit Meinungen und Materialien gut gewappnet. Und für Mentorin Özge Yildiz und fast alle in der Gruppe ist klar, „nicht nur bei der Wahl, auch sonst mitsprechen und mitmachen, darauf kommt es an.“ Gemeinschaftskundelehrerin Julia Werner von der Marie-Curie-Realschule ist froh über das Programm: „Es hat total gefallen und wurde sehr positiv aufgenommen.“

Beim Gemeinderat dabei waren Anna-Claire Nothof, Johanna Kosinski, Emanuela Popovic, Chiara Lo Voi, Muhammed Ali Ülger, Sama Ibrahim, Aydan Ucar, Özge Yildiz, Mädälina Lungu, Hristina Iteva, Hiba Abdel-Kader und Amely Wagner.