Unsere Vision
Der Campus steht bei uns für ausgleichende Gerechtigkeit der Lebens- und Bildungsbedingungen in allen Teilen Mannheims. Wir wissen, dass Vielfaltsquartiere wie die Neckarstadt-West eine verbindende Perspektive aller Gruppen nach vorne brauchen, in der Chancen der nachfolgenden Generation über Bildung und soziale Kompetenz vermittelt werden.
Deshalb ist Campus mehr als eine Schuldebatte und wird über eine Ganztagesschulkonstruktion allein nicht eingelöst. Wie der Begriff Campus sagt, lebt diese Idee von einem „dritten Ort“ jenseits von Familie und Schule/Arbeit. Der „dritte Ort“ kann an verschiedenen Stellen, Plätzen und mit verschiedenen Ereignissen, Partnern und Alltagsgelegenheiten erfolgen, er erfordert ein Zusammenwirken und Toleranz der Kinder verschiedenster Herkunft, Respekt der Stadtteilbewohner vor den Kindern und Mitverantwortung vieler Institutionen, Unternehmen und Geschäftsbetreiber.
Campus bietet Kindern eine sichere und lernende Heimat, den Eltern eine Partnerschaft und den Lehrkräften die Perspektive, dass andere Experten mitwirken bei der Bildung von Sozialkompetenz, Gesundheitswissen und den Perspektiven über die Schule hinaus. Über Campus werden auch Fragen besserer Wohnraumversorgung für Familien, Erwachsenensprachbildung und Vereins- und Gemeinschaftsförderung gestellt, die auf den Schulerfolg zurückwirken.
Campus kann nicht einfach kalkuliert werden durch Addition von Personal- und Mietkosten einer einzigen Institution. Campus lebt vom Zusammenwirken vieler, die vom Mittagessen über parallele Hausaufgaben-Projekt-Stiftungs-Hort- und Sprachangebote organisatorisch und pädagogisch möglichst viel und eng zusammenarbeiten. Campus lebt von verschiedenen Orten mit einem gemeinsamen (Lern)ziel. Orte, die sowohl funktionieren müssen (wie Turnhallen oder Mensa), aber auch Heimat bieten müssen (wie der Kaisergarten und Ausstellungsflächen). Dieser Ansatz soll Campus auch kostengünstiger machen als der viermalige Schulausbau in Ganztagsschulen.
Campus ist kurzfristig eine große Herausforderung, wenn das Wachstum auf drei- bis viermal so viel Grundschulkinder (statt eingangs 25) und eine verstärkte regelmäßige Gesundheitsvorsorge gelingen soll und Campus erfordert einen klaren Planungsauftrag, wenn sowohl in der neuen Humboldtschule als auch rund um den Neumarkt mit allen Gegebenheiten (öffentlicher Platz, Cafés, Bürgerhaus, kirchliche Gebäude) es langfristig einen Campusstandort Neumarkt geben soll. Dieser Standort bringt nicht nur die Marie-Curie-Schule und Neckarschule zusammen, sondern macht ebenso deutlich, dass es für alle Grundschulkinder im Quartier ein verlässliches Gesamtangebot (Ganztag, Gesundheit, Beratung) geben kann.
Campus kann dann weiterentwickelt werden in alle vier Richtungen: von unten mit einer verlässlichen Ganztageskinderbetreuung, von oben mit umfangreicher Unterstützung von der Arbeitsagentur und Unternehmen in Form der Vermittlung von Ausbildungs- und Arbeitsberufen, nach vorne mit einer diversifizierten Wohnungspolitik und nach hinten mit einer breiteren Vereinsstruktur.
Campus kann nur gelingen in einer intensiven Zusammenarbeit von Stadt, Land und Trägern. Campus baut ferner auf Initiativen der Zivilgesellschaft und dem Engagement von Lehrkräften eines offenen Schulsystems auf. Campus selbst ist ein lernendes System, braucht Fortbildung und muss sicher ständig neu erklärt werden. Die Kraft wird nicht reichen, ein Campus-System überall gleichermaßen zu errichten, vielmehr muss es sich als Ausgangspunkt ausgleichender Bildungsgerechtigkeit auf Vielfaltsquartiere konzentrieren.